Salida

Die Salida (= Start) ist ein Schrittmuster (Grundmuster) des Tangos, das an jeden Rhythmus angepasst werden kann:

Dame beginnt mit links vorwärts, Herr mit rechts rückwärts

  1. ein (kleiner) Schritt gegen die Tanzrichtung (2spurig)
  2. ein Schritt seitwärts zur Mitte (mit Wechsel von 2- zu 3spurig)
  3. ein Schritt außen seitlich in Tanzrichtung (3spurig mit Dissoziation)
  4. ein Schritt in Tanzrichtung  (3spurig)
  5. schließen (mit Gewichtswechsel und Wechsel von 3- zu 2spurig) → dazu muss die Dame vorkreuzen (vergleichbar mit Wiener Walzer Linksdrehung)
  6. ein Schritt in Tanzrichtung (2spurig)
  7. ein Schritt seitwärts zum Rand
  8. schließen (mit Gewichtswechsel)

Bewegung:

Für den Anfänger enthält die Salida 2 wichtige Lektionen:

  1. der Gewichtswechsel beim Schließen (Schritt 5 und 8)
  2. der Wechsel von 2- zu 3spurig und zurück (Schritt 3 und 5)

Das Schließen mit Gewichtswechsel ist anfangs wie ein Glücksspiel, das erst besser wird, wenn die eigene Achse und das Gefühl für die Achse des Partners gefunden wurde. Selbst erfahrene Tanguer@s machen es ihrem Partner oftmals nicht leicht, wenn sie ihre Ferse nicht absetzen (= kissing the floor) und nur auf dem Ballen tanzen. Der nachfolgende Schritt kann dann sehr überraschend sein…

Der Wechsel von 2- zu 3spurig erfordert eine seitliche Versetzung der Partner. Gleichzeitig sollen die Partner jedoch voreinander bleiben?! Dies gelingt nur mit einer Körpergegenbewegung (= Dissoziation). Während der nächste Schritt seitlich am Partner vorbei gesetzt wird,  drehen sich die Partner in der Körpermitte zueinander. Das Gefühl ist ähnlich wie beim Radfahren, wenn man sich seitlich dreht und das Rad trotzdem gerade aus weiterfährt.

Um beim Schließen wieder 2spurig voreinander zu kommen,  muss die Dame vorkreuzen. Ansonsten stehen die Partner 4spurig nebeneinander! Wenn der Herr die Dissoziation nicht auflöst, wird die Dame auch nicht vorkreuzen und auch das Gewicht nicht verlagern.


Musik:

Üblicherweise startet die Salida mit dem ersten Hauptschlag und endet mit dem 8ten. In meinem Verständnis umfasst dies genau eine Phrase. Es gibt natürlich sehr viele unterschiedliche Ansichten, wieviele Hauptschläge (Beats) zu einer Phrase gehören. Dies hängt selbstverständlich auch von der jeweiligen Notation ab. Ein Hauptschlag ist gut zu hören, da es der Rhythmus ist, den man intuitiv klatschen würde. Meistens setzt sich im Tango ein Takt aus 2 Hauptschlägen zusammen, was den Schluss nahe legt, dass eine Phrase sich über 4 Takte erstreckt.

Der Tango Argentino ist natürlich so vielseitig, dass sich für jede Meinung passende Beispiele finden lassen. Ich plädiere dennoch für eine Phrase mit 4 Takten, da die Melodie den 5ten Hauptschlag sehr oft überspielt und erst wieder mit dem 8ten Hauptschlag absetzt… z.B. Nunca Mas von D’Arienzo, Arrabal von Pugliese, La torcacita von di Sarli, Tomasito von Sassone, Guardia Vieja von de Angelis, … Dieses Verhalten wird auch oft als Frage und Antwort innerhalb einer Phrase bezeichnet. Wird die Frage mit Legato gestellt, so ist das Staccato eine gute Antwort… und anders herum.

Schritte 2 – 7 können auch individuell an die Synkopen im Rhythmus, oder an die Melodie angepasst werden. Erfahrene Tanguer@s lassen auch Pivots oder Adornos in dieses Grundmuster der Salida einfließen. Herr und Dame können ihre Schritte auch mit unterschiedlichen Rhythmen tanzen. So vielschichtig der Tango ist, so vielfältig sind die Möglichkeiten der Salida!