Lifts

Der Lift (Hebung) ist ein wichtiges Element des Tango Acrobatico, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Doch nicht alle akrobatischen Darbietungen mit Tangomusik gehören in diese Kategorie. In meinem Verständnis ist es kein Tango, solange dabei keine Tango-typische Verbindung im Paar getanzt wird. Und solange die Dame nicht kontrolliert zum Schweben gebracht wird, ist es auch keine Akrobatik. Die Grenze ist sicherlich fließend, da ein gutes Akrobatikpaar auch immer eine gute Verbindung haben wird und ein gutes Tangopaar auch immer Hovereffekte erzeugen kann. Letztendlich muss es jeder für sich entscheiden, ob er die Emotion des Tangos und die Sensation der Akrobatik in der Darbietung wiederfindet, was zumindest für mich insbesondere den Tango Acrobatico charakterisiert.

Lifts sind schon seit langem auch auf Tangoparties (Milongas) zu sehen, trotzdem sind sie eher die Ausnahme. Im Tango Escenario (Bühnentango) gibt es dagegen fast kein Paar mehr, das nicht mit spektakulären Lifts aufwartet…

Meist sind es sehr einfache akrobatische Elemente, die sehr wirksam in der Musik umgesetzt werden. Die eigentliche Faszination des Lifts zeigt sich in seiner Leichtigkeit, Musikalität und Anmut, was Publikum und Juroren auch entsprechend honorieren. Manchmal leidet dabei die Qualität des Caminatas. Der Schrittansatz wird ruppig und der Gewichtstransfer zeigt keine schönen Beinlinien mehr… hier unterscheidet sich meines Erachtens der Könner vom Profi.

Der Herr hebt die Dame mit Schulter, Oberschenkel und Unterarmen. Die Dame stützt sich mit ihrer Schulter, Hüfte oder auch ihren Händen ab.


Dynamische Lifts:

Nach einem kurzen gemeinsamen Tempo, springt die Dame aktiv ab und wird vom Herrn für kurze Zeit in der Luft gehalten. Sie nutzt dabei diesen Moment der Hochentlastung, um die Musik mit ihren Füßen zu malen. Dabei können insbesondere lebendige Passagen der Musik sehr schön interpretiert werden.

   

Dieser Moment ist selbstverständlich keine feste Position, sondern nur ein kurzer Moment, der jedoch bei guter Umsetzung schwerelos erscheint. Dieser Hovereffekt entsteht durch die Fliehkräfte der vorangegangenen Drehung und erfordert eine gute gemeinsame Drehachse. Eine echte Balance wäre allerdings nur möglich, wenn der Haltepunkt des Herrn unter dem Schwerpunkt der Dame ist, was bei dynamischen Tricks eine echte Herausforderung ist. Der Schwerpunkt der Dame ist sehr nahe am Schwerpunkt des Herrn, womit die auftretenden Scherkräfte sich nur minimal auswirken. Trotzdem sollte die Dame nicht korrigieren, sondern sich darauf fokussieren, ihre Stabilität im Oberkörper zu behalten…


Statische Lifts:

Statische Positionen nutzen die Technik der Waage. Dabei dient als Druckpunkt meist die Hüfte der Dame (auf dem Oberschenkel oder Unterarm des Herrn). Als Zugpunkt hat die Hand des Herrn eine große Auswahl am Körper der Dame, meist auf Höhe der Taille. Die Dame kann eindrucksvoll präsentiert werden, was insbesondere zu dramatischen Momenten der Musik sehr gut passt.

In diesem Beispiel wird die Dame auf dem Oberschenkel und unter der linken Achsel des Herrn abgestützt. Der Herr begleitet mit seiner rechten Hand die Dame in die Pose. Zur eigentlichen Balance verwendet der Herr (→ Oberschenkel) die Knie. Das Paar verschmilzt optisch zu einer Einheit, mit dem Ausdruck sinnlicher und fast erotischer Emotionen, die die Fantasie der Zuschauer anheizt…