Griffe

Prinzipiell empfehle ich auf dem Handteller zu balancieren! Beobachtet Eure Hand in der Liegestützposition mit gestreckten Armen. Versucht mal auf den Fingern zu stützen… Es ist möglich, aber unnötig schwer. Und jetzt beobachtet den Winkel zwischen Unterarm und Handrücken. Üblicherweise ist der Bereich von 90° – 270° DEG möglich, jedoch auf dem Handrücken zu stützen ist ebenfalls unnötig schwer.

Ich habe auch schon Menschen kennen gelernt, die ihr Handgelenk bis zum Anschlag bewegen konnten. In der Partnerbalance ist jedoch nur der Bereich von 100° – 170°  sinnvoll. Wobei wir 100° als sehr flach und 170° als sehr steil empfinden. Der ideale Winkel liegt zwischen 120° – 150°, abhängig von den individuellen Stärken von Base und Flyer. Je flacher das Handgelenk gehalten wird, desto größer ist die Belastung für das Handgelenk. Den Handwinkel sehr steil zu stellen, entlastet zwar das Handgelenk, verlagert jedoch das Problem auf den Daumenballen, da die Ursache nicht beseitigt wurde: die Balance mit den Fingern! Um dies zu verstehen, möchte ich Eure Aufmerksamkeit zunächst nur auf den Handteller lenken…

Wenn Ihr die Hand flach auf den Tisch legt und alle Finger spreizt, dann ist die Fläche des Handtellers maximal groß. Zwischen Hand und Tisch ist kein Hohlraum. Jeder Finger hat 3 Glieder:

  1. Grundglied am Handteller
  2. Mittelglied (zwischen Grundglied und Fingerkuppe)
  3. Fingerkuppe

Versucht nun Eure Finger zu bewegen, ohne dass sich der Handteller vom Tisch abhebt… Es ist möglich, die Fingerkuppen und das Mittelglied zu beugen und anzuheben. Das Grundglied anzuheben geht auch noch… Sobald Ihr jedoch versucht, das Grundglied zu beugen, hebt sich der Handteller vom Tisch ab → es entsteht ein Hohlraum zwischen Handteller und Tisch. Jetzt haben lediglich Handwurzel und Finger noch Kontakt mit dem Tisch und der Winkel im Handgelenk wird flacher. Versucht nun, Euer Gewicht auf diese Hand zu verlagern. Die Finger geben bei Druck nach, womit sich die Balance in Richtung Handwurzel verschiebt. Diese Balance geht damit auf Kosten des Partners, der zu viel Druck in seine Finger bekommt und somit auch flacher wird.

Die Konsequenz daraus ist, die Grundglieder als festen Bestandteil des Handtellers anzusehen und wie eine einheitliche Plattform zu nutzen.

Und jetzt richtet Eure Aufmerksamkeit mal auf den Daumen… er hat ebenfalls 3 Glieder! Der Mittelhandknochen des Daumens (in meinem Verständnis eigentlich sein Grundglied!) ermöglicht die Opposition des Daumens zu den anderen Fingern. Was übrigens ein seltsamerweise wenig bekanntes Merkmal ist, das uns vom Affen unterscheidet. Bringt nun den Daumen und den kleinen Finger zusammen und beobachtet dabei sein Grundglied. Der Handteller wird minimal klein! Der Daumen ist somit der wichtigste Finger in der Balance. Wenn Ihr mit dem Daumen greift, ist das zwar ein natürlicher Reflex, der jedoch die Balance erheblich verschlechtert. Wenn jemand beim Hand2Hand mit dem Daumen greift, verschiebt sich der Druck in den Daumenballen, was auf Dauer sehr schmerzhaft sein kann. Die Diagnose ist sehr einfach, wenn der Daumenballen von einem roten Striemen eingerahmt wird, dann balanciert ihr auf ihm!

Jetzt versteht Ihr hoffentlich auch das Eingangsproblem… je steiler der Handteller, desto weniger belastet Ihr Euer Handgelenk. Sobald Ihr jedoch mit den Grundgliedern arbeitet, rutscht Ihr umso mehr in den Daumenballen. Wer das nicht versteht: versucht den Handteller im Shakehand-Griff (s.u.) steil zu stellen, ohne die Daumen zu verhaken. Wenn Ihr nun mit den Grundgliedern korrigiert, rutscht Ihr aus dem Handteller des Partners. Mit verhakten Daumen rutscht Ihr unweigerlich in den Daumenballen und verdreht Euch dabei zusätzlich die Hände.


Shakehand-Griff für Hand2Hand-Balance:

Beim Shakehand-Griff zeigen die Finger von Base und Flyer in unterschiedliche Richtungen. Die Balance erfolgt im Handteller, der idealerweise bei beiden maximal groß ist. Zeige- und/oder Mittelfinger zeigen nach vorne. Der Handteller des Partners hat Kontakt mit möglichst vielen Grundgliedern. Fingerkuppen und Mittelglieder greifen mit Spannung, aber ohne zu verkrampfen. Die Kraftlinie läuft bei gestrecktem (langem) Arm von der Schulter und bei angewinkeltem (kurzem) Arm vom Ellbogen durch die Mitte des Handtellers…

Shakehand


Griff für Hand2GegenHandstand-Balance:

Prinzipiell liegt für die Handgelenke des Flyers auch im Gegenhandstand der ideale Bereich zwischen 120° und 170°. Allerdings wird der Base nur einen Winkel von bis zu 120° anbieten können.  Stellt der Flyer die Hände steiler, wird er auch hier in den Daumenballen rutschen.

Die Finger des Base sind nicht in der Kraftlinie. Der erfahrene Base wird also ganz ohne Finger balancieren können. Hauptursache für den unerwünschten Druck in den Fingern des Base ist meist eine Korrektur des Flyers in den Ellbogen.

Eine gute Verbindung der Handflächen ist gegeben, wenn beide Handflächen maximal groß sind und der Saugnapf-Effekt beim Lösen der Hände zu hören ist. Auch hier gilt, der Einsatz der Grundglieder löst den Saugnapf und wirkt sich negativ auf die Balance aus. Meistens wird der Base in den Händen sehr flach, oder balanciert nur noch auf seiner Handwurzel und damit letztendlich auf den Daumenballen…


Die Anzahl der möglichen Griffe ist fast grenzenlos, jedoch spielen sie in der Balance eine eher untergeordnete Rolle, da sie entweder nur für spezielle Übergänge oder gar nicht eingesetzt werden. Falls notwendig, werde ich solche Griff im Rahmen des Tricks näher erläutern.

Abschließend gehe ich noch auf einen Griff ein, der gerade dem Anfänger sehr viele Schwierigkeiten bereiten kann…

Unterarmgriff:

Dieser Griff nutzt insbesondere die Opposition des Daumens. Die Handfläche passt sich dem Unterarm des Partners an und die Grundglieder von Daumen, kleinem Finger und Ringfinger erzeugen die notwendige Haltekraft. Die Grundglieder von Zeige- und Mittelfinger bleiben dabei möglichst unbeteiligt. Die Kraftlinie geht von der Schulter des  Base, durch dessen Handfläche zur Schulter des Flyers (siehe Bild unten).

Wenn diese Linie an der Schulter des Flyers vorbei läuft, wird es sehr schnell sehr anstrengend, den Griff zu halten. Ein Grund kann sein, dass ein Partner das Handgelenk anwinkelt. Dadurch entsteht ein Hohlraum zwischen Hand und Unterarm des Partners, der wie ein Hebel wirkt. Kletterer kennen dieses Phänomen: wenn sie beim Bouldern das Handgelenk anwinkeln, werden die Muskeln der Finger sehr schnell übersäuert…