Die Sacada (= herausgenommen, zeigen, …) entsteht, wenn ein Partner die Bewegungsrichtung des anderen zwischen dessen Füßen kreuzt. Während der Sacada bewegen sich die Schwerpunkte der Partner gegenläufig. Der eine Partner attackiert, der andere weicht aus. Dabei entstehen sehr starke Körpergegenbewegungen (= Dissoziationen), die dieser Figur ihren besonderen Charakter verleihen. Die Knie deuten zueinander, da ansonsten sehr schnell der Eindruck eines pinkelnden Hundes entsteht! Sensationell getanzte Sacada-Kombinationen interpretieren das Staccato der Musik mit einem leicht aggressiven Dialog der Partner. Es entsteht der Eindruck eines Zwiegesprächs, bei dem jeder das letzte Wort behalten möchte… Dieser Ausdruck kann beispielsweise durch Boleos oder […]
Kategorie: Tango
Der Enrosque (= Schraube) ist eine Figur für den im Innenkreis tanzenden und damit ausschließlich stationär. Er beginnt mit hinterkreuzten und möglichst parallelen Füßen (cruz) die während der Drehung gekreuzt bleiben. Viele Trainer unterrichten auch die Variante, während der Drehung zu hinterkreuzen, oder dabei zu entkreuzen. Wie immer ist es natürlich eine persönliche Geschmacksfrage und in diesem Fall eben nicht der meine. Für mich besteht der besondere Reiz des Enrosque in dem Gummiband-Effekt (ähnlich dem Propeller eines Modellfliegers) der entsteht, wenn sich die Körpergegenbewegung (= Dissoziation) während des Enrosque auflöst. Eine offene Beinposition zerstört für mich diesen Eindruck und damit […]
Der Giro (= Drehung) baut sich wie ein Zirkel auf. Ein Partner ist die Zirkelspitze und dreht damit stationär im Innenkreis, der andere Partner dreht wie die Stiftseite des Zirkels dynamisch im Außenkreis um ihn herum. Prinzipiell können auch beide Partner im Außenkreis dynamisch um den gemeinsamen Mittelpunkt tanzen. Dabei geht für mich jedoch der besondere Reiz des Giro etwas verloren. Um den Unterschied zwischen dynamischer und stationärer Drehung zu verstehen, gehe ich kurz auf die Technik des Pivots ein… Der Pivot ist prinzipiell eine stationäre Drehung auf dem Fuß. Bleibt das Gewicht während des Pivots exakt über dem Fuß, […]
Der Lapiz (= Stift) ist eine klassische Beinronde, mit der Besonderheit, dass der Fuß (wie bei einem Zirkel) durchgehend Kontakt mit dem Boden behält und das Knie dabei immer nach vorne zeigt. Mit dem Lapiz streichelt Tanguer@ den Boden. Je nach Emotion kann die Ferse, der flache Fuß oder auch nur die Fußspitze eingesetzt werden. Wer hier alle Möglichkeiten ausschöpfen möchte, sollte sich intensiv mit den Adornos (= Verzierungen) beschäftigen. Bewegung: Der Lapiz startet aus der Knie2Knie-Position. Dann wird das freie Bein gestreckt und in einem großen Halbkreis um den Körper geführt, um anschließend angewinkelt wieder in der Knie2Knie-Position zu […]
Die Ursache für einen Boleo (= Schleuder) ist der Rebote (= Abprallen). Der Schrittansatz wird dabei gestoppt und es erfolgt ein Gewichtstransfer zum vorigen Fuß. Der Rebote wird mit einer Körpergegenbewegung (= Dissoziation) getanzt, die in der Schulter startet und sich wie eine Welle bis zum Fuß fortsetzt. Der freie Fuß bleibt bis zuletzt in der ursprünglichen Tanzrichtung unterwegs, hebt ab und vermittelt dabei den Eindruck einer Peitsche. Als Eingang für den Boleo wird der Ocho vorwärts oder rückwärts getanzt. Nach dem Vorwärts-Ocho wird der Boleo vorgekreuzt. Der Drehimpuls des Ochos kann mit einem Pivot verstärkt werden. Sobald das Bein die […]
Die Salida (= Start) ist ein Schrittmuster (Grundmuster) des Tangos, das an jeden Rhythmus angepasst werden kann: Dame beginnt mit links vorwärts, Herr mit rechts rückwärts ein (kleiner) Schritt gegen die Tanzrichtung (2spurig) ein Schritt seitwärts zur Mitte (mit Wechsel von 2- zu 3spurig) ein Schritt außen seitlich in Tanzrichtung (3spurig mit Dissoziation) ein Schritt in Tanzrichtung (3spurig) schließen (mit Gewichtswechsel und Wechsel von 3- zu 2spurig) → dazu muss die Dame vorkreuzen (vergleichbar mit Wiener Walzer Linksdrehung) ein Schritt in Tanzrichtung (2spurig) ein Schritt seitwärts zum Rand schließen (mit Gewichtswechsel) Bewegung: Für den Anfänger enthält die Salida 2 wichtige […]
Der Ocho (→ 8) ergibt sich aus dem korrekt getanzten Vorwärts- oder Rückwärtsschritt → dem Caminata. Zur Erinnerung: sowohl in der Vorwärts- als auch Rückwärtsbewegung gibt es 2 Knie-zu-Knie-Positionen direkt hintereinander. Diese kurzen Momente werden nicht gehalten und sollen keine Streckung der Knie erzeugen. Die Ferse des Standbeins bleibt am Boden. Um das Schreitbein unter dem Schwerpunkt durchpendeln zu lassen, und dabei die Knie eng aneinander vorbei zu führen, ist ein kleiner Pivot auf dem Ballen des Standbeines erforderlich. Dabei dreht der Oberkörper voraus und zieht das Standbein hinter sich her. Durch diesen Pivot entsteht eine S-Kurve im weiteren Bewegungsablauf, was […]
Der Lift (Hebung) ist ein wichtiges Element des Tango Acrobatico, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Doch nicht alle akrobatischen Darbietungen mit Tangomusik gehören in diese Kategorie. In meinem Verständnis ist es kein Tango, solange dabei keine Tango-typische Verbindung im Paar getanzt wird. Und solange die Dame nicht kontrolliert zum Schweben gebracht wird, ist es auch keine Akrobatik. Die Grenze ist sicherlich fließend, da ein gutes Akrobatikpaar auch immer eine gute Verbindung haben wird und ein gutes Tangopaar auch immer Hovereffekte erzeugen kann. Letztendlich muss es jeder für sich entscheiden, ob er die Emotion des Tangos und die Sensation der Akrobatik […]
Seit 2017 werden immer mehr Workshops zum Thema Musikalität angeboten. Die argentinischen Maestros erklären in ihren Workshops den Wandel des Tango Argentino im Laufe der Jahrzehnte. Der Tango-Boom in Argentinien begann, als das Radio in Argentinien sich durchsetzte. Die Qualität der Tonaufnahmen war jedoch sehr verrauscht und sind für den heutigen Stand der Technik unzumutbar (auch wenn uns immer wieder Tango-Jockeys mit diesen alten Aufnahmen beglücken wollen) . Meistens gibt es die gleichen Lieder von einer aktuellen Band in hervorragender Qualität… und ich finde, ein Künstler darf auch schon zu Lebzeiten gut verdienen! Die Struktur der frühen Tangos war einfach […]
„La Caminata“ bedeutet wörtlich übersetzt „die Bergwanderung“. Ein Grande Maestro aus Argentinien jedoch bekommt dabei leuchtende Augen und meint damit, wie ein Tangoschritt „richtig“ auszuführen ist. Der harte Schrittansatz der Ballroomtänzer (mit einem starken Staccato im Fußflick*) ist im Tango Argentino nicht sehr geschätzt. Der Schrittansatz sollte eher weich und der Gewichtstransfer der getanzten Emotion entsprechen. Da der Tango Argentino keine festen Schrittmuster vorgibt, ist auch der Rhythmus frei wählbar. Die Kunst des Tangos sehe ich darin, den Gewichtstransfer und die Pause vor dem nächsten Bewegungsimpuls musikalisch zu gestalten. In solchen Pausen malen Tanguer@s auch gerne vom Partner unabhängige Verzierungen […]
Es gibt kaum etwas, das so vielschichtig diskutiert wird, wie die Tanzhaltung. Interessanterweise werden allein durch die Armhaltung Rollen abgeleitet. Auf die Frage, warum der Führende den linken Arm oben hat, habe ich bislang auch von Weltmeistern noch nie eine biomechanisch plausible Antwort erhalten. Tanzen ist vom Ursprung her ein Ritual, das insbesondere beim Paartanz einen Ausdruck von Intimität zwischen den Geschlechtern widerspiegelt. Ein Tanz berührt mich deshalb auch nur dann, wenn die Tänzer in ihren Rollen bleiben. Für mich passt insbesondere der Vergleich mit Gemälde und Rahmen. Die Frau ist das Gemälde und der Herr ist der Rahmen. Der […]
Wie definiert man Erfolg? Nun… das Rezept von Wikipedia verwendet hierzu 2 Zutaten, das Ziel und die Umsetzungskompetenz. Wenngleich sich jeder sein Ziel selbst definiert, so ist es für mich im Tango eindeutig die Verbindung von Frau, Mann und Musik. Ich bleibe bewusst bei der Aufteilung Mann und Frau, da Leader und Follower eine Rollenzuteilung unterstellt, die ich persönlich nicht so sehe. Eine Frau bleibt immer eine Frau, auch wenn sie die Führungsrolle übernimmt. Eine Einteilung in Maler und Pinsel birgt das gleiche Problem. Die von Wikipedia geforderten Umsetzungskompetenzen verstehe ich als die dazu notwendigen „Basics“: die Haltung, den Tangoschritt […]
… kannst Du Dir vorstellen, wie sich der Tango Argentino entwickelt? Hier sind ein paar Vorschläge… Tango Canyengue Tango de salón: Milonguero, Villa Urquiza Tango Petitero: Estilo Milonguero Tango Nuevo: Neotango, Nontango Tango Escenario Tango acrobático Finnischer Tango:
Die Neanderthaler waren einmal das Erfolgsmodell der Evolution. Und das meine ich nicht ironisch! 1925: Haltung: Köpfe nebeneinander, Arme hängend Dynamik: stationär, federnd, viertel Drehungen Führung: Monolog, Arme aktiv 1931: Haltung: Umarmung mit Hand auf Mitte Rücken, Kopfposition weiter Dynamik: raumgreifender Führung: Monolog, Choreografie, ruhige Arme 1960: Haltung: Fokus Präsentation, Hand an der Schulter, ruhige Oberlinie Dynamik: raumgreifend und schwebend Führung: Monolog, Choreografie 1979: Haltung: Präsentation Dame, Körperposition zueinander gedreht Dynamik: mehr offene Fußpositionen Führung: Choreografie mit aktiver Dame 1998: Haltung: maximale Präsenz, Kopf der Dame malt die Musik Dynamik: Füße schließen nicht mehr, fließend, springend, Schrittdopplungen Führung: Choreografie im […]